Sie sind alle unterschiedlich und doch haben sie etwas gemeinsam. Sie möchten sportliche Leistungen auf höchstem Niveau erzielen, Gold gewinnen. Aber man muss sich nicht für Sport interessieren, um der Netflix-Dokumentation "Phoenix Rising" etwas abzugewinnen. Es geht hier um Menschen: Menschen, die eine Geschichte zu erzählen haben. Menschen mit Behinderung. Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen und ihren Weg gehen. Ja, Superhelden, wie einer der Sportler selbst sagt.
Leider haben die Paralympischen Spiele noch immer nicht den gleichen Stellenwert wie die Olympischen Spiele. Nach dieser Dokumentation fragt man sich, warum das eigentlich so ist? Was für einen Unterschied macht es, ob jemand mit zwei, einem oder keinem Bein läuft? Ich behaupte mit zweien ist es deutlich unspektakulärer als ohne. Und trotzdem sehen wir im Fernsehen viel häufiger die Zweibeiner rennen und kennen vielleicht eher deren Namen.
Von den sportlichen Leistungen mal abgesehen, bietet der Film einen Einblick in das Leben einiger erfolgreicher Paralympians. Sie reden offen darüber, woher ihre Behinderung kommt und welche Erfahrungen sie damit gemacht haben. Das reicht von angeborenen Defekten (z. B. keine Arme oder keine Beine), über Erkrankungen wie Krebs oder Meningitis, bis hin zu traumatischen Erlebnissen wie einem Bürgerkrieg. So unterschiedlich die Menschen, die hier porträtiert werden, sind und so unterschiedlich ihre körperlichen Defekte sind, sie zeigen alle eine bewundernswerte Willenstärke. Und sie machen anderen Menschen Mut – mit ihren Worten, ihren Taten und mit ihren starken sportlichen Leistungen.
Neben den persönlichen Geschichten und Höhepunkten erzählt der Film auch die Geschichte der paralympischen Spiele. Man erfährt einiges über Ludwig Guttmann, der Begründer der Spiele, und es wird ein Rückblick auf die letzten Paralympics geworfen. Diese Informationen sind durchaus auch interessant, aber die Dokumentation lebt von den Emotionen der Sportler. Für sie hat sich durch den Sport vieles verändert, sie sind stärker geworden und haben mehr Lebensmut. Aber auch die Zuschauer können etwas mitnehmen – so ähnlich sagt es auch Prinz Harry im Film:
"Yes, lives have been changed on the track, but lives are also being changed in the stands."
Bereits in den ersten Minuten wächst bei mir ein Kloß im Hals, der die gesamte Dauer nicht mehr weggeht. Naja, außer in den Momenten, in denen dann die Tränen rollen. Meistens passiert das, weil mich etwas positiv rührt. Und davon gibt es so viele Momente. Es ist ein sehr positiver Film, der viel Aufmerksamkeit verdient. So wie auch der Behindertensport.
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