Wer anzweifelt, dass die Gleichberechtigung in der Gesellschaft immer noch nicht so weit ist, wie sie sein sollte, dem solte man am besten mit Beweisen kommen. Ob diese dann gehört werden, ist eine andere Sache, aber manchmal muss man selbst als aufgeklärte Person mal ein paar Fakten lesen oder hören, um zu verstehen, welche Bereiche bei der Diskussion vernachlässigt werden.
Nicole Seifert konzentriert sich in ihrem Buch FRAUEN LITERATUR (das Wort "Frauen" ist auf dem Titel durchgestrichen) der Ungleichbehandlung von Frauen in der Literatur. Autorinnen sind immer noch nicht so im Kanon vertreten wie ihre männlichen Kollegen. Ich habe in den 2010er-Jahren (das ist noch nicht so lange her) Literatur studiert und alles, was mir dort untergekommen ist in Vorlesungen oder Seminaren sind männliche Autoren.
Hierauf kommt häufig das Argument: "Bücher von Frauen sind nun mal nicht so gut." Dass das großer Quatsch ist, zeigt Seifert anhand von Studien und unterstreicht außerdem, dass die Lebenswelten von Frauen von Rezensenten oft als nicht interessant angesehen werden. Echte Repräsentation sieht anders aus.
In meiner Literaturbubble, in der ich mich auf Instagram und in meinen abonnierten Kulturpodcasts befinde, sieht das zum Glück anders aus: Hier wird über die Werke von Autorinnen gesprochen, Sally Rooney ist ein Superstar und Geschichten marginalisierter Autor*innen bekommen Raum.
Gibt das Grund zur Hoffnung? Vielleicht, denn auch wenn FRAUEN LITERATUR die Missstände im Literaturbetrieb und in der -rezeption klar und verständlich aufzeigt, geht man nicht niedergeschlagen aus der Lektüre. Es bleibt zu wünschen, dass Seifert mit ihrem Buch einen Anstoß zum Umdenken gibt.
Nicole Seifert
FRAUEN LITERATUR
Kiepenheuer & Witsch
224 Seiten
18 € Hardcover
16,99 € eBook
Disclaimer: Ich habe ein Rezensionsexemplar über NetGalley erhalten.
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