Gerade bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, verrät das Cover der deutschen Ausgabe von Tom Barbashs Roman “Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ bereits das Setting: Er spielt in New York. Aufgrund meiner großen New York-Liebe, über die ich im Podcast ja bereits ausführlich geredet habe, war ich natürlich sofort am Haken.
Es geht um den Twentysomething Anton, der in den späten 1970ern in seine Heimatstadt zurückkehrt. Er weiß nicht wirklich, was er mit sich anfangen soll. Erneut für seinen Vater, den Talkshowmaster Buddy Winter arbeiten und wieder in seinem Schatten stehen möchte er jedoch auf keinen Fall.
Hier liegt großes Konfliktpotential und ich habe den ganzen Roman über auf den Knall gewartet, mit dem Anton sich endgültig von seinem Vater abnabelt. Aber dieser bleibt leider aus. Stattdessen mäandert Anton durch New York, die ganze Familie fährt zu den Olympischen Winterspielen und auch sonst passieren relativ unzusammenhängende Dinge. Zudem treten reihenweise Prominente auf.
Es ist ohnehin eine Kunst, berühmte Persönlichkeiten zu Protagonisten in Romanen zu machen, und es ist auch verständlich, dass der Talkshowmaster Buddy mit reihenweise Prominenten zu tun hat. Zudem wohnt die Familie im legendären Dakota, in dem sich Schauspieler, Musiker und andere Wohlhabende die Klinke in die Hand geben. Wie Name-Dropping fühlt es sich trotzdem an.
Der größte Name-Drop, der auch im deutschen Titel vorkommt, ist Ex-Beatle John Lennon. Als Bewohner des Dakota sind er und seine Frau Yoko Ono scheinbar ganz selbstverständlich Teil der Handlung. Anton selbst scheint den Mythos um John nicht nachvollziehen zu können, sagt aber tatsächlich nach einem gefährlichen Segeltörn mit dem Ex-Beatle etwas, dass ihn nur noch mehr als Erlöserfigur erscheinen lässt:
"Auf sonderbare Weise ergab es Sinn, dass er hier der Lebensretter war, dass er mich rettete, die anderen und, was vielleicht das Beste war, sich selbst."
Das Einzige, was ich von “Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens” mitnehme, ist das Dakota Building, in dem Antons Familie lebt. Als nächstes auf meiner Leseliste steht somit das Sachbuch “Life at the Dakota” von Stephen Birmingham, welches die Geschichte des Gebäudes und seiner Bewohner erzählt.
Tom Barbash
"Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens"
Kiepenheuer & Witsch
352 Seiten
22 € Hardcover
18,99 € E-Book
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