2014 hieß die Serie noch "Scrotal Recall" und lief bei Channel 4 bevor sie für die zweite Staffel von Netflix aufgenommen und neu betitelt wurde. Der Name und der Sender sind aber letztlich egal und ändern nichts daran, dass die Serie wahnsinnig gut ist. Leider gibt es nur drei Staffeln. Drei viel zu unterschätzte Staffeln. "Lovesick" verdient auch nach ihrem Ende 2018 deutlich mehr Aufmerksamkeit, wie ich finde.
Die Prämisse mag auch abschreckend sein: Dylan erfährt, dass er Chlamydien hat und nimmt daher Kontakt zu all seinen vergangenen Sexualpartnerinnen auf. In alphabetischer Reihenfolge. Und persönlich. Jede Episode widmet sich einer Liebschaft, die in Rückblenden erzählt wird. Auch wenn Dylan offensichtlich viel Geschlechtsverkehr mit verschiedenen Frauen hatte, ist er alles andere als ein Macho. Das ist eher sein Mitbewohner Luke, der vom Typ her eher derjenige mit der Geschlechtskrankheit sein sollte. Dylan hingegen ist eher unbeholfen, ein bisschen naiv und will am liebsten eine ernste Beziehung mit (fast) jeder der Frauen. Er wirkt durch seine Art wie ein kleines hilfloses Kind, aber dabei sehr sympathisch. Man wünscht ihm, dass er irgendwann Erfolg hat bei seiner Suche nach "der Richtigen". Und die ist auch direkt vor seiner Nase, wie von Beginn an mal mehr oder weniger deutlich gezeigt wird. Aber da sind natürlich ganz viele Hürden im Weg - naja, wäre ja langweilig, wenn das sofort hinhauen würde.
Die Serie hat einen speziellen Charme, den nur die Briten hinbekommen. Es fällt mir schwer, diese Art anders zu beschreiben als mit "very British". Und auch das trifft es noch nicht ganz. Es ist einfach ein Erzählstil, der mit amerikanischen Produktionen nicht vergleichbar ist. Langsamer, echter, sympathischer, subtiler, klüger, komischer, kreativer, mit besserem Soundtrack und mit mehr Sex und Gefluche. Manches davon mag meine subjektive Meinung sein, aber wer nicht in "Lovesick" reinschaut, der verpasst was.
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